Fast ein Vierteljahrhundert besteht das Riga-Komitee und 80 Städte haben sich nun mit ihrer Mitgliedschaft dieser wichtigen erinnerungskulturellen Aufgabe gewidmet und wollen Verantwortung übernehmen. So erfreulich diese Anzahl der Mitgliedsstädte ist, macht sie doch gleichzeitig wehmütig, weil sie uns zeigt, wie viele europäische Länder und Regionen mit unzähligen, vor allem jüdischen Schicksalen mit dem Ort Riga verbunden sind. 

In Bocholt wird die verantwortungsvolle erinnerungskulturelle Arbeit schon seit vielen Jahrzehnten insbesondere aus der Zivilgesellschaft heraus initiiert und durchgeführt. So war es auch der VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften, der die Stadt Bocholt im Jahr 2001 zum Beitritt im Riga-Komitee brachte, eine Gedenkstätte an die ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger vorantrieb und mit zahlreichen Führungen, Vorträgen und pädagogischer Arbeit in den Schulen wertvolle Vermittlungsarbeit leistete. Neben städtischen Institutionen sind es auch heute noch ehrenamtliche Personen, die sich dahingehend engagieren. Es macht mich stolz, Bürgermeister einer Stadt zu sein, die auf eine solche jahrzehntelange fundierte ehrenamtliche erinnerungskulturelle Arbeit zurückblicken kann. Aber auch in der Gegenwart und in der Zukunft gilt es weiterhin, insbesondere unseren ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu gedenken und die häufig gesprochenen Worte „Nie wieder!“ tatsächlich und alltäglich zu leben. So wird ab dem 10.12.2024 bis zum 27.01.2025 die vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Ausstellung „Und sie waren unsere Nachbarn…  - Deportation Bocholter Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens nach Riga“ an die schrecklichen Ereignisse erinnern. Das Projekt „Zwei Tage im Winter“ des engagierten Bremer Künstlerehepaars Calais/Steinbrecher wird hier einen wichtigen Platz einnehmen.

Mit einem interessanten Begleitprogramm werden wir mit vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren und Partnern ein wichtiges, wenn auch dunkles Kapitel der Stadtgeschichte beleuchten und die menschlichen Schicksale in den Mittelpunkt rücken. Interessierte Personen aus den Mitgliedsstädten des Riga-Komitees sind selbstverständlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen.